Wenn aus Mitspielern Gegner werden
Aus Mannschaftskameraden in der Bundesliga werden am morgigen Mittwoch Gegner. Und aus Gegnern in der Bundesliga Mannschaftskameraden. Beim Länderspiel zwischen Deutschland und der Schweiz treffen viele Bekannte aufeinander.
Fußball ist eben doch nur ein Spiel. Und da wird auch mal schnell vergessen. Nach dem Abpfiff am Sonntagabend traf Alexander Frei vor der Umkleidekabine Ludovic Magnin, der Minuten vorher einen Kopfball von Freis Mitspieler Christoph Metzelder auf der Linie abgewehrt hatte und im Gegenzug das VfB-Siegtor von Mario Gomez vorbereitete. Schon in den Stadion-Katakomben wurden aus dem Dortmunder Frei und dem Stuttgarter Magnin Mannschaftskollegen, beide spielen morgen für die Schweiz und machten sich auf den Weg zum Länderspiel in Düsseldorf.
Dort gibt es heute das große Wiedersehen. Nicht nur fast alle deutschen Nationalspieler sind in der Bundesliga angestellt, aus der Schweizer "Nati" verdienen sieben Spieler ihr Geld in Deutschland arbeiten.
In Düsseldorf sind drei bzw. vier Profis dabei, die für Borussia Dortmund spielen. Direkte Gegner auf dem Platz dürften in der LTU Arena Stürmer Alexander Frei und Innenverteidiger Christoph Metzelder werden, der beim Duell BVB gegen VfB in Dortmund von Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne beobachtet wurde. Bei "Metze" und Frei liegt der Trikottausch doch nah, oder? "Ich werde ihn umhauen", kündigte der Schweizer Stürmer für das Treffen mit seinem Mitspieler an. Und lächelte: "Spaß beiseite, wir können uns gegen eine große Nation präsentieren, das ist gut für den Schweizer Fußball", erklärte Frei, der im Juni 2004 - damals stürmte er mit Ste?phane Chapuisat, ein deutscher Innenverteidiger war Christian Wörns - bisher einmal gegen die Deutschen gespielt und verloren hat.
Auch Philipp Degen, zuletzt nach seinen Leistungen beim BVB in der Kritik, freut sich auf das Duell im Nachbarland gegen das Nachbarland: "Das Spiel gegen Deutschland hat einen großen Stellenwert, wir wollen Fortschritte machen und die Deutschen gehören zu den Besten." Das Länderspiel war natürlich auch Thema in der BVB-Kabine. "Da wurde schon ein bisschen gestichelt", sagt Philipp Degen. Gewettet wird aber nicht, "das bringt Unglück", glaubt er. Für den Schweizer bietet das Spiel ein besonderes Wiedersehen. Bruder David, bei Borussia Mönchengladbach zweite Wahl, möchte auch in Düsseldorf auflaufen. "Ich hoffe, dass Philipp und ich bei uns die rechte Seite besetzten", sagte David Degen nach der Niederlage seiner Borussia am Samstag in Bielefeld. Diese Konstellation könnte auf der linken deutschen Seite zum Hase-und-Igel-Syndrom führen: die Degens sind Zwillinge. "Nur unsere Mutter kann uns unterscheiden", sagt Philipp Degen.
Ein Dortmunder sitzt morgen auf der Tribüne: Sebastian Kehl ist zwar das Bundesliga-Comeback gelungen, die Nationalmannschaft kommt für ihn aber noch zu früh. Er besucht seine DFB-Mitspieler und ist ganz normaler Zuschauer. Mit einer Erwartung: "Ich denke, wir gewinnen. Sonst setzen die Schweizer noch zum Höhenflug an."
05.02.2007 Von Thorsten Schabelon
Quelle: Westfälische Rundschau