David und Philipp Degen
Die Heimkehr der Fussball-Zwillinge
VON EVA TEDESCO
OBERDORF BL. Die berühmtesten Fussball-Zwillinge der Schweiz kehren zu ihren Wurzeln zurück - mit dem FCB im Cup gegen Oberdorf.
Diese Rückkehr macht Spass. Denn sie dauerte nur wenige Minuten. Erleichtert verliessen David und Philipp Degen (21) danach die Schulbank wieder. Trotzdem - der Besuch in ihrer alten Schule und das Probesitzen im Klassenzimmer hat wieder einmal Spass gemacht.
Neugierig klemmen sie sich hinter das Pult. «Hey, das Buch hatten wir zu unserer Zeit schon», lacht Philipp. «Wahnsinn, da hat sich nicht viel geändert», murrt David. Hier in der Sek Oberdorf haben die FCB-Youngsters ihre Schulzeit verbracht. «Jeden Morgen sind wir mit der Bahn von Lampenberg nach Oberdorf in die Schule gefahren«, erzählt David. «Jo», ergänzt sein Zwilling Philipp in breitem Baseldyytsch, «jede Daag elf Minute ane - und zrugg.»
«Mit Mathe, Physik und Biologie hatte ich nie Probleme», fährt David fort, «aber Deutsch - das war eine Katastrophe.» Immer wieder bleiben die beiden im Schulhaus stehen, weil sie die Erinnerung einholt. «Solange ist das ja auch nicht her», holt David, der 30 Minuten älter ist, seinen «kleineren» Bruder aus der Erinnerung. «Bei mir drei, bei dir vier Jahre», ergänzt Philipp.
Er absolvierte zwei Realklassen, bevor er in die Sek wechselte und hinkte David so ein Jahr hinterher. In den Pausen, vor und nach der Schule waren die Twins unzertrennlich: «Für die Lehrer war das die Hölle», freut sich Philipp diebisch.
Hier im Waldenburgertal hat der doppelte Degen die Liebe zum Fussball entdeckt. Auf dem Z'Hof - dem schmucken Fussballplatz im 2284-Seelen-Dorf - haben die Jungs im zarten Alter von 5 Jahren ihre ersten Dribblings gemacht. «Zur gleichen Zeit wurde auch das Klubhaus gebaut», erinnert sich Philipp, «das hier vorne.» Und um seinen Satz zu unterstreichen, testen die beiden die VIP-Loge auf dem Balkon des hübschen Klubhauses. «Ist doch eine geile Aussicht», attestiert David von seinem Plastikstuhl aus.
Während Philipp seinen Platz in der Stammelf als Rechtsverteidiger bereits behauptet hat, kämpft David nach seinem Ausflug zum FC Aarau noch um einen Platz im Team der Bebbi. Als Offensivspieler hat er gegen Gimenez, Rossi, Sterjovski oder Petric keine leichte Aufgabe, sich durchzusetzen. «Manchmal ist es schon hart», sagt David, «aber ich versuche einfach weiter, mich aufzudrängen.»
Am Samstag kehren die beiden FCB-Jungprofis wieder ins Waldenburgertal zurück. Wenn Oberdorf zum grössten Fussballfest in der Vereinsgeschichte rüstet. «Für uns ist das ein ganz besonderes Spiel», sagen die Zwillinge unisono. Im Team des Dorfklubs sind noch einige Spieler, die zusammen mit ihnen bei den Junioren gespielt haben. 6000 Fans erwarten die Klubverantwortlichen. «3000 Tickets sollen weg sein», erzählt David stolz.
Egal wo die beiden auf den Spuren ihrer Kindheit wandeln, überall werden sie erkannt und - verwechselt. «Hallo Philipp - oder bist du David? Du bist David, oder doch Philipp?» Alltag für die eineiigen Zwillinge. Darum reagieren sie mittlerweile auf beide Namen. Nur manchmal kann es ein bisschen peinlich sein. «Jo, wenn ein Mädchen auf mich zukommt, das mich küssen will und ich sie nicht kenne», lacht David, «weil sie mich mit Phili verwechselt hat.»
Gut sind die beiden auf dem Feld angeschrieben. Philipp mit der Rückennummer 23 und David mit der 21 - alles klar?
Blick vom 17.09.2004