Der Held des Debütantenballs
VON KARSTEN KELLERMANN
(RP) David Degen machte sein erstes Spiel für Borussia. 154 Sekunden nach seiner Einwechslung traf er ins Tor. Der Schweizer war beim 3:1 gegen Wolfsburg aber nicht der einzige „Erstling“, der auf sich aufmerksam machte.
Fussball Der Mann am Mikrofon war begeistert. „Ist das ein Einstand“, entfuhr es Torsten Knippertz in der 83. Minute der Bundesliga-Partie zwischen Borussia und dem VfL Wolfsburg. 154 Sekunden zuvor hatte der Stadionsprecher den 45 069 Fußballfreunden im Borussia-Park das Bundesliga-Debüt des Schweizers David Degen verkündet. Und dann das: Der starke Kahê flankt butterweich von links, Degen lässt den Ball gefühlvoll von der Brust abtropfen und knallt ihn dann mit rechts vorbei an Simon Jentzsch in die kurze Ecke – Borussias 3:1-Sieg war perfekt.
Wenig später machte Degen den Vorsänger für die Nordkurve. Momente, auf die der 23-jährige lange warten musste. Kurz vor dem Saisonstart zwickte die Leiste, Degen war wochenlang zum Zuschauen verdammt. Die Höchststrafe für einen, der von sich sagt: „Ich bin immer auf 180.“ Für Degen ist es verlorene Zeit: „Dass ich getroffen habe, freut mich. Aber es ist keine Genugtuung für mich. Wäre ich fit gewesen hätte ich schon mehr Tore und Assists machen können“, sagte er.
Compper, Fleßers und Levels
Dennoch. Degens war mit seinem Blitz-Treffer an diesem Samstagnachmittag, der mit dem frühen 0:1 durch Alexander Madlungs Kopfballtreffer (16.) denkbar schlecht begonnen hatte, jedoch der Held des Gladbacher Debütantenballs. Neben dem Eidgenossen kamen Marvin Compper, der Marcell Jansen hinten links ersetzte, und der Viersener Robert Fleßers, der in der Schlussphase den Posten vor der Abwehr von Bernd Thijs übernahm, zu ihren ersten Saison-Einsätzen, Innenverteidiger Tobias Levels spielte erstmals von Beginn an in der Bundesliga.
Compper jedoch begann „ein bisschen holprig“, wie er selbst eingestand. Einige eklatante Fehlpässe unterliefen dem eleganten Kicker zunächst – was bis dahin zum Gesamtbild Borussias passte. „Nach dem Gegentreffer wurden wir aber von Minute zu Minute sicherer“, fand Compper. Das galt für ihn gleichmaßen. „Am Ende habe ich meinen Job soweit erledigt“, resümierte er. Nicht spektakulär, aber mit zunehmender Abgeklärtheit. Als dann Peer Kluge mit seinem ersten Saisontreffer und Oliver Neuville nach scharfer Hereingabe des abermals guten Michael Delura das Spiel gedreht hatten (34./35.), waren Borussia und ihre Erstlinge vollends am Herr im eigenen Stadion.
Wolfsburg machte am Ende zwar wieder mehr Druck, „doch Torchancen hatten sie nicht“, sagte Tobias Levels. 1999 kam er nach Gladbach, „darum ist es riesig, das erste Mal in der Bundesliga in diesem Stadion zu spielen“, bekannte er. Das fand auch David Degen. Der brauchte zwei Ballkontakte für sein erstes Tor: „Beim ersten habe ich den Ball mit der Brust angenommen, beim zweiten ins Tor geschossen“, ging Degen ins Detail. Nicht nur Schweizer Uhren sind sehr präzise.
Quelle: www.rp.de