FRUST RAUSGELASSEN
Degen piekst Heynckes
Von U. JANSEN & A. STRÖTKER
Hamburg/Mönchengladbach – Eine Stunde nach dem 1:1 beim HSV warf Markus Breuer Borussias Mannschaftsbus an.
Als dicke Rauchschwaden aus dem Auspuff qualmten, ließ auch David Degen Dampf ab: „Ich bin nicht nach Gladbach gekommen, um ständig auf der Bank zu schmoren“, posaunte der Vorbereiter von Neuvilles Ausgleich seinen Frust raus.
Trotz sieben verletzter Kollegen hatte sich der Schweizer Nationalspieler den Grusel-Kick erneut 66 Minuten von draußen anschauen müssen.
Das wurmte ihn mächtig: „Ich bin topfit und kann mich mit der momentanen Situation absolut nicht zufrieden geben. Ich will der Mannschaft helfen und weiß, dass ich ein Leistungsträger sein kann. Aber das kann ich nicht, wenn ich dauernd zuschauen muss“, schoss er wie einst Eidgenosse Wilhelm Tell wild um sich.
„Das Schlimmste ist, dass der Trainer nicht mit mir redet, das macht mich fertig. So hat das keinen Sinn, da muss was passieren.“
Degen pikst Heynckes vor dem Länderspiel-Knaller Mittwoch gegen Brasilien und dankt seinem Nationalcoach. „Da muss ich Köbi Kuhn ein Riesenlob zollen, dass er mich eingeladen hat. Bislang habe ich ja kaum gespielt. Das muss sich ändern. Deshalb werde ich das Gespräch mit dem Trainer suchen, wenn ich zurück bin.“
Da scheint Ärger programmiert. „Eigentlich ist mein Verhältnis zum Trainer ja ganz okay“, sagt Degen. Doch wie kann das sein, wenn der mit einem seiner Wunschspieler kaum spricht?
„Ab und zu haben wir uns schon unterhalten. Aber er hat mir halt noch nie begründet, warum ich nie in der Startelf stehe.“ Sechs mal eingewechselt, insgesamt erst 143 Bundesliga-Minuten absolviert – das hatte sich Degen („Ich war in Basel Leistungsträger, habe Champions League gespielt und im UEFA-Cup fünf Tore gemacht“) anders vorgestellt.
Doch nach wochenlangen Adduktorenproblemen feierte der Wirbelwind erst am siebten Spieltag sein Debüt, machte mit seinem Tor zum 3:1 gegen Wolfsburg aber gleich auf sich aufmerksam. Trotzdem musste Degen wieder auf die Bank.
In Hamburg war vieles Käse, bis der Schweizer nach Ljubojas 1:0 endlich ran durfte. Prompt legte der Rechtsfuß mit einem Außenrist-Zuckerpass Neuville mustergültig zum 1:1 auf.
Degen: „Ich habe internationale Erfahrung, weiß, dass ich die Truppe entscheidend nach vorne bringen kann. Aber nur, wenn ich die Chance bekomme, in der Startelf zu stehen.“
Quelle: EXPRESS 13.11.06