Ludovic Magnin hat im Fussball-Testspiel gegen Jamaica seine Aufgabe als Captain-Assistent von Alex Frei wahrgenommen, intervenierte gegen die sichere rote Karte gegen Jamaica-Goalie Richard McCallum und bewahrte damit wohl auch seinen Teamkollegen Philipp Degen vor einem Platzverweis.
(si) Es lief die 18. Minute im Testspiel zwischen der Schweiz und Jamaica, als Marco Streller nach einem zu kurz geratenen Rückpass eines Jamaica-Verteidigers alleine auf Goalie McCallum zulaufen konnte, diesen ausserhalb des Strafraums umspielte und schliesslich von ihm von den Beinen geholt wurde. Eine klare rote Karte schien das logische Verdikt für McCallum zu sein.
Der amerikanische Schiedsrichter Alex Brus nestelte denn auch an der Brusttasche herum und wollte die rote Karte hervornehmen. Noch ehe er das jedoch tun konnte, stand Magnin vor ihm und sprach heftig auf ihn ein. Die Folge: McCallum sah nur Gelb, blieb im Spiel und avancierte in der Folge zum besten Spieler Jamaicas. «Ich sagte dem Schiedsrichter, dass es nur ein Freundschaftsspiel sei und er den Goalie nicht vom Platz stellen solle. Wahrscheinlich habe ich dadurch Philipp Degen ebenfalls vor einem Platzverweis bewahrt», sagte Magnin nach Spielschluss.
In der Tat: Philipp Degen riss in der 40. Minute als hinterster Mann einen durchgebrochenen Jamaica-Stürmer am Leibchen zurück und hätte für dieses Foul ebenfalls die rote Karte sehen können. Der Unparteiische zeigte sich jedoch bereit zur Kompensation und erntete damit einzig bei den jamaicanischen Zuschauern leise Kritik.
Magnin wie Frei
Magnin nahm mit der Intervention seine neue Aufgabe als Teamverantwortlicher in einem Triumvirat wahr. Nationalcoach Kuhn hatte den Aussenverteidiger kurz vor dem Spiel zum Captain-Assistenten befördert. Zusammen mit Kuhn und dem neuen Captain Alex Frei soll Magnin auf der gleichen Führungsebene sein und dem Team zum neuen Spirit verhelfen, der für eine perfekte EM-Vorbereitung unabdingbar ist.
Keine Kritik, aber viel Erstaunen unter den Journalisten erzeugte die Ehrung der besten Spieler nach der Partie. Xavier Margairaz wurde zusammen mit Jamaica-Goalie McCallum zum besten Spieler der beiden Teams gewählt und erhielt von Turnier-Sponsor Hublot eine 12'000-fränkige Luxus-Armbanduhr überreicht. Auf der Pressetribüne wunderten sich derweil die Journalisten über den Schweizer Empfänger des Chronometers. Sie hatten bei der Umfrage einstimmig Ludovic Magnin als besten Schweizer Spieler gewählt.
In den Ohren der amerikanischen Pressechefin musste Magnin jedoch gleich wie Margairaz getönt haben. Ob Margairaz nun seine Luxusuhr an den rechtmässigen Sieger weitergeben muss? Oder zeigt sich Sponsor Hublot spendabel und beschenkt Magnin mit einer zusätzlichen Uhr?
Zufriedene Trainer
Gleichmässig zufrieden zeigten sich nach dem Testspiel die beiden Trainerkollegen Köbi Kuhn und Bora Milutinovic, die sich in der Schweiz einst schon als Spieler gegenüberstanden. Kuhn zeigte sich sehr zufrieden über die erste Halbzeit, in der seine Spieler engagierten Fussball total gezeigt hätten. Jamaicas Trainer dagegen war nur über jenen Teil des Spiels ab der 12. Minute zufrieden. «Vorher war es katastrophal», sagte Milutinovic, der sein Team aber über die Steigerung nach dem schnellen 0:2 lobte. «Wir sind natürlich noch nicht so weit wie die Schweiz, die ein erfahrenes Team für die nächste EM stellen kann.»
Nicht zu beneiden war in dieser Partie gegen einen Gegner ohne Aussagekraft der Schweizer Goalie Fabio Coltorti, der erstmals über 90 Minuten zum Einsatz kam. In der 31. Minute berührte er den ersten Ball, danach musste er nichts mehr abwehren. In seinem sechsten Länderspiel-Einsatz war der GC-Goalie zwar zum fünften Mal nicht bezwungen worden, trotz mittlerweile 305 Minuten ohne Gegentor konnte sich Coltorti in diesem Spiel bei Trainer Kuhn aber nicht als neue Nummer 1 aufdrängen. Er hatte schlicht keine Gelegenheit, sein Können zu zeigen.