Philipp allein zu Haus. "Ich bin zum ersten Male weg von der Familie und meinem Zwillingsbruder David", sagt Degen und sucht den Weg in die Selbstständigkeit, "ich sehe meinen Wechsel zu Borussia Dortmund auch als Herausforderung, mich weiter zu entwickeln." Als Fußballer und Persönlichkeit. Der BVB, vermutet er, sei dafür genau die richtige Adresse: "Ein Top-Verein in Deutschland, eine junge entwicklungsfähige Mannschaft mit ambitionierten Zielen, eine unglaubliche Fan-Gemeinde, die es in Europa nirgendwo sonst gibt, sehr gute Spieler, von denen ich profitieren werde und ein Trainer, dessen Philosophien mich überzeugen und bei dem ich mich verbessern kann."
Denn obwohl der 22-Jährige heute zum Stammpersonal des schweizerischen Nationalteams gehört (5 Länderspiele), sieht sich Degen nicht als "kompletter Spieler": "Ich will und muss an meinem Defensiv-Verhalten arbeiten. Ich bin immer sehr offensiv ausgerichtet. Insofern kommt mir das BVB-Spielsystem entgegen. Aber es gibt auch Situationen, in denen ich hinten dichtmachen muss. Und da habe ich noch das eine oder andere Problem." Sein Engagement bei Borussia nennt er eine "Lehrzeit": "Es ist wie in der Schule. Erfahrene Spieler wie Christian Wörns, Christoph Metzelder oder Sebastian Kehl werden mich weiterbringen und natürlich Bert van Marwijk." Sein erster Eindruck stimmt ihn zuversichtlich: "Das sind hier alles tolle Jungs, die mich sehr gut aufgenommen haben."
Philipp Degen charakterisiert sich als "Winner-Typ". Kann er sich deshalb überhaupt mit van Marwijks Zielsetzung - Platz fünf bis zwölf - anfreunden? Er grinst: "Ich will immer oben mitspielen. Wenn die Mannschaft weiterhin so zusammenhält, ist vielleicht mehr drin als der fünfte Platz. Aber das wichtigste ist, dass wir attraktiven Fußball spielen." Dafür bürgt der selbstbewusste 22-Jährige.
Die Fans werden mit ihm ihren Spaß haben. Denn er pflegt mit ihnen intensiv die Kommunikation über seine Internet-Homepage www.degendegen.com. "Das ist eine prima Sache. Sie geben uns sehr viel, und wir müssen ihnen viel zurückgeben. Fußball ohne Fans wäre kein Fußball", bemerkt Degen.
Er freut sich schon riesig auf seinen ersten Bundesliga-Auftritt im Westfalenstadion vor 81 000 Zuschauern. Dann gastiert der FC Schalke 04 in der Arena an der Strobelallee. "Ich weiß, dass dies ein spezielles Spiel ist", sagt er, "in der Schweiz haben wir mit dem Duell FC Basel gegen Grashopper Zürich ein ähnliches Derby." Wenn er sich da mal nicht mal täuscht...
Aber vorher geht es noch in den UI-Cup, ein für ihn unbekannter Wettbewerb. Denn mit dem schweizer Serienmeister FC Basel hat er in der Champions League und im Uefa-Cup gespielt. Er nimmt diese Sommerrunde als "große Chance" an: "Eine tolle Möglichkeit, um auf diesem Weg ins Schaufenster des europäischen Fußballs zu gelangen." Da, wo er mit dem FC Basel war, möchte er auf insgesamt höherem Niveau mit Borussia hin.
Quelle: Westfälische Rundschau:
Autor: Wilfried Wittke