MAL EHRLICH!
Jetzt spielen die Schweizer Zwillinge David und Philipp Degen beide in der Bundesliga. Philipp kam 2005 vom FC Basel nach Dortmund. David wechselte aktuell vom gleichen Klub nach Gladbach.
Kicker: Mal ehrlich, wer spielt bei der besseren Borussia, Philipp?
Philipp Degen: Ich denke, dass ich das tue. Wir wollen in dieser Saison richtig was reißen in Dortmund.
David Degen: Ich natürlich, weil ich gehört habe, dass Gladbach die wahre Borussia ist. Voriges Jahr hatte der BVB knapp die Nase vorne, aber das wollen wir umdrehen.
Kicker: Philipp, auf was muss David in der Bundesliga achten?
Philipp: Er lebt von seinem Tempo und von seiner Technik. Er wird vielleicht überrascht sein, wie es zur Sache geht. Da kann er sicher noch einiges lernen.
Kicker: Und auf was freuen Sie sich, David?
David: Auf die Fans, die Stadien, den Fußball. Das waren entscheidende Punkte für meinen Wechsel. Mit der Schweiz konnte ich die einzigartige WM-Stimmung erleben, das gab noch einmal einen Kick.
Kicker: Leiden Sie als Zwillinge, wenn es dem anderen schlecht geht?
Philipp: Als ich im ersten halben Jahr in Dortmund nicht wie gewünscht zurechtkam, hat sich David sehr um mich bemüht. Da hat er mitgelitten. Er ist immer für mich da.
David: Das stimmt, gerade in dieser Zeit hätte ich mir gewünscht, näher bei ihm zu sein. Ich spürte, dass es ihm nicht so gut geht. Zwillinge leiden wirklich mit dem anderen.
Kicker: Wer ist der Ältere – und geht voran?
Philipp: David ist eine halbe Stunde älter. Aber ich bin ein Jahr vor ihm nach Deutschland gewechselt. Jetzt ist auch David hier. Er wird lernen, allein zu leben. Das ist ein ganz wichtiger Schritt für ihn.
David: Tja, irgendwie lief es verkehrt herum. Er holte sich schon beim FC Basel eher als ich einen Platz und kam vielleicht deshalb früher nach Deutschland. Normalerweise sollte das dem Älteren vorbehalten sein. Aber im Ernst: Ich gönne ihm alles.
Kicker: Philipp, im Gegensatz zu Ihnen muss oder darf David bei jeder Gelegenheit nach vorn marschieren. Beneiden Sie ihren Bruder darum?
Philipp: Das würde ich auch gerne… David ist der absolute Offensivspieler. Vielleicht ist dabei seine Schwäche, dass er als Mittelfeldspieler zu wenigdefensiv denkt. Da wird ihm Jupp Heynckes sicher auf die Sprünge helfen.
David: Philipp stürmt doch auch gerne nach vorne! Mich beeindruckt, wie viel er im vergangenen halben Jahr in der Defensive dazugelernt hat. Er kapiert jetzt, was er zu tun hat.
Kicker: Sie beide sind enorm schnell. Wer ist schneller?
Philipp: Er. Auch wenn ich wirklich nicht langsam bin.
David: Keine Frage, ich bin der schnellere.
Kicker: Sollte es am 5. Spieltag in Gladbach mal zu einem direkten Duell kommen – würden Sie ihm notfalls die Knochen polieren?
Philipp: Ich muss. Ich will. Ich werde, wenn es sein muss. Da kenne ich gar nichts.
David: Ich hoffe sogar, dass ich dann im linken Mittelfeld spielen darf, um direkt auf ihn zu treffen! Er würde bestimmt ziemlich schlecht aussehen, weil ich jeden Trick von ihm kenne.
Kicker: Läuft schon eine Wette für die kommende Saison?
Philipp: David sagt immer, er wird am Ende vor uns stehen. Ich sage dann: Lern du, kleinere Brötchen zu backen. Um was es genau gehen wird, müssen wir noch abmachen!
David: Philipp schwärmt richtig von dieser Mannschaft. Aber das wird nichts nutzen. Wir landen vor den Dortmundern!
Kicker: Könnten Sie im Verein des Bruders spielen, ohne dass es die Trainer merken würden?
Philipp: Ich glaube nicht. Das würde Jupp Heynckes merken. Und umgekehrt genauso.
David: Spätestens wenn mich Bert van Marwijk beim BVB als Rechtsverteidiger bringt, fliegt die Sache auf.